Farbenlehre in zwei Teilen : Braun ist eine der wichtigsten Modefarben der Wintersaison 2024/2025 und in den Städten fehlt immer noch viel Blau und Grün.
BRAUN ist IN – egal welchem Modemagazin oder welcher Influencerin man gerade folgt.
Was um Himmels Willen hat das nun wieder mit Blau und Grün zu tun? Vielleicht hilft eine besondere Art der Farbenlehre zur besseren Einordnung.
Das neue BLAU war ja vorbefasst das alte BRAUN. Das wiederum ist Teil der geübten deutschen politische Farbenlehre geworden, die erschwerend zu anderen grellen Farben zurzeit die Bühnen der Republik gleich einem Theaterstück, Sparte: schlecht redigiertes Drama ohne professionelle Besetzung – beherrscht. Da wird aus liberalem MARGENTA GELB eine akribisch – damit nicht unbedingt verbunden professioneller – vorbereitete Invasion und aus ROT ein Trauerspiel der maßlosen Eigenverliebtheit verpackt in einem skurrilen humoristischen, plattdüütsch garnierten Anklang. GRÜN steht nicht mehr für Disput, Realos und Fundis, sondern der mit überragender Mehrheit frisch gekürte Sympathiekandidat fordert programmatisch als Lückenfüller für seinerzeit orangene Kanzlerinnenzeit SCHWARZ zum Tango auf. Dort zelebriert der Kandidat aus der Bonner Republik in einer Art finanzieller Träumerei die Wirtschafswende mit seiner überwiegend männlichen Gefolgschaft – vor allem die mehrheitlich in der Berliner Republik vertretene Weiblichkeit scheint ihm diese zu verweigern- bei eigenen fallenden, mindestens nicht mehr steigenden Werten. Prominentes ORANGENES Zitat der letzten Wochen „Männer“.
Schlagartig erschien dann LILA im zentristischen Frauengewand, um erst DUNKELROT fast vernichtend zu schlagen, und dann in Teilen aus zensierter Mitgliedschaft und gar keinem Personalbestand in der Ländern unverzüglich eher gegen den Willen der Gründerin als BROMBEERE gar mitzuregieren und im Bund scheinbar gleich wieder zu verschwinden unter viel bleibender blauer Farbe im Land, gegen die sie angetreten war. BLAU indes ist in der Inszenierung gar nicht als Schauspieler/in vorgesehen und leise wie ein wohlerzogenes Publikum – zugleich konstant und wie das geneigte sonstige Publikum nur zuschauend, bis der Vorhang fällt.
Unrühmlicher Start: die Wortschlacht der etablierten Mitte – Farben am 16.12.2025 im Hohen Haus zur Vertrauensfrage, die rationale Standards aus Gründen und Argumenten ebenso wie Respekt und Demut vermissen ließ. Letzter Vorhang dann erstmal am 23. Februar 2025, wenn das Staatsoberhaupt das Parlament auflösen wird.
Nein um diese Farbenlehre geht es nicht, denn dieses Farb – Schauspiel haben wir alle in einem über Jahre gereiften Drehbuch für eine Fortsetzungsgeschichte aktiv oder passiv mitgeschrieben. Mindestens durch Verweigerung aktiver Teilnahme in den grundgesetzlich vorgesehenen Institutionen zum gemeinsamen Gestalten unseres Landes, auch Parteien genannt. Apropos, den Andren der sog. Westlichen Wertegemeinschaft, seien es Frankreich oder die Vereinigten Staaten von Amerika, geht es ja nicht anders; wer hätte gedacht, dass uns die Netflix Top Serie „House of Cards“ das realen Leben -mit einem zwischenzeitlich justitiabel zu Unrecht vertriebenen Hauptdarsteller -einfach vorenthalten hat.
Denn, JA, es geht um uns selbst, jeden von uns– die eigentliche Politik, den Homo Politicus, der sich FARBLOS in die behagliche Wärme des (auch Corona bedingten) Rückzugs, in die komplette isolierte Abrüstung – um im Kontext des aktuellen außenpolitischen Wording zu bleiben –begeben hatte, um nun seitwärts wieder kriegstüchtig herauszukommen zwischen home Office und 20 Stunden 4 Tages – Wohlfühlwoche aber differenziert in digital, hybrid und ohne Abstandsregel von Minimum 75 cm dem anderen gegenüber, Freiheit skandierend, auch gelegentlich persönlich.
Homo Politicus, mindestens viele Teile davon, erscheint geradezu umgekrempelt und in Schichten gepresst zwischen vergessener Erziehung, mangelhafter Bildung, Glaubensneutralität, Anstands- und Respektlosigkeit, Verlustangst und individueller nicht von Zuversicht geprägten Überforderung in einer alimentierten, nicht mehr geschätzten Leistungsgesellschaft gleich einem mittels Holzspieß zusammengehaltenen aufgetürmten Pfannkuchen, aus dem es nur noch im wohlüberlegten Sidestep rausgeht.
Draußen dann, nachdem die eigene Schicht in der mit Gleichgesinnten geliebten Marmelade einem die Sicht vermatscht hat, man nur durch den Holzspieß als Antenne nach eigener Auswahl in die Schicht gezielt informiert worden ist, trifft man ganz unerwartet auf solche Anderen aus anderen Schichten, die anders denken und schon explodiert des Faustus Farbenlehre, aber nicht vermischt, sondern separiert.
Das nun ist die Ausgangssituation für die Frage an uns selbst als Teil der Gesellschaft, wie wir wieder zu vereinten Kräften kommen. Dazu müssen wir eine andere Farbenlehre bemühen.
Das Jahresende bietet sich an als die Zeit für Behaglichkeit und Wärme wie das der Farbe BRAUN. Zeit abzurüsten in Worten und Taten, sich zu sortieren, Gelassenheit zuzulassen, das Stresslevel zu senken. Die Städter – und dort lebt mehr als 2/3 der Bevölkerung – versuchen es oft mit der Auszeit in der Natur. Dabei helfen vielerorts organisierte Fluchten. Hilft uns das?
Nicht nur die Forschung sagt JA: Durch den puren Genuss von GRÜN und BLAU – in diesem Fall für Grünzeug und Wasser- . Wir kennen die „Kraftorte“, ohne dass man genau beschreiben könnte, was sie ausmacht; wir fühlen es, wie gut es tut, einfach nur dort zu sein. In ihrem aktuelle Projekt „Dr. Forest“ befasst sich die Biologin Aletta Bonn als Departement Leiterin vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung und Forschungsgruppenleiterin beim Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung mit dem Zusammenhang zwischen Biodiversität und menschlichem Wohlbefinden. Herausgefunden hat sie, dass bei Aufenthalten in stadtnahen Wäldern von nur 20 Minuten der Stresspegel des Homo Politicus schlagartig gesenkt und die Aufmerksamkeitspanne deutlich erhöht wird.
Grünflächen und Gewässer als sog. „blaue und grüne Infrastruktur“ haben nachweislich eine entspannende Wirkung. Das geht Hand in Hand mit den Untersuchungsergebnissen einer weiteren klugen Frau, Hike Trost vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit. Sie hat -auch mit Hilfe der Kernspintomografie – herausgefunden, dass einerseits das Stresslevel sinkt, wenn der Homo Politico in einem 100 M Radius um sich herum viel GRÜN sieht, andererseits die affektive Befindlichkeit höher ist. Das menschliche Gehirn scheint evolutionär bedingt sehr stark auf visuelle Reize anzuspringen, wie man ja auch in der Berliner Farbenle[h] gerade verfolgen kann.
Dann scheint die Gemengelage zur Auflösung der negativen affektiven Befindlichkeit doch ein klares politisches Programm unserer SELBST und unseres NÄCHSTEN wie vielleicht auch des hohen Hauses zu sein: ab in den Stadtwald! Dann könnten Verhandlungen des Zusammenlebens – unser Regelwerk für gemeinsames politisches Handeln in demokratischem Diskurs und Ringen um den besten Weg – leichter fallen, die Farbleere eintauschend gegen eine neue BUNTE Farbenvielfalt des Respekts, Anstand und liebevollen Umgangs.
Zugleich tun wir aktiv etwas für das Klima, indem wir den Wald und das Wasser in die Städte holen, nicht als Katastrophen, sondern als pfiffig gemeinsam geplante Kraftorte. Und BRAUN finden wir dann zwischen Gras und Flur auch noch passend zum aktuellen Outfit!
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund! Kommen sie entspannt atmend durch die besinnlichen Tage des Weihnachtsfestes und lassen Sie uns zuversichtlich mit viel Farbe im Herzen gemeinsam das Neue Jahr angehen!
Ihre Anette Ehlers