Die 20ziger Jahre stehen an mit weiteren Veränderungen, die dann keine Angst machen, wenn wir uns mit den Geschehnissen auseinandersetzen und bereit sind, Veränderungen anzunehmen. Das gilt für den Juristen im Bereich Legal Tech(nology) wie für den Maschinenbauer im Bereich Robotik. Aufgabe ist es doch, die Sachverhalte zu erkennen und zu bewerten, das ändert sich nie. Wir erkennen eine der größten, wenn nicht die größte soziale Veränderung der Menschheitsgeschichte. Wir sehen täglich erstaunt neue Aktienstürmer ohne für uns erkennbare Wertschöpfung wie Alphabet, Google, Facebook und haben uns doch in den Schoß derer neuer Geschäftsmodelle mitten hineingesetzt.
Wir surfen individuell und gefühlt frei in Blasen, machen Diäten ob an Leib oder Seele, da überfressen und überfrachtet von Food und Trash. Unfrei durch die Abhängigkeit dort verbringen wir unsere Tage und verlieren kostbare Zeit zum Denken, sozialen Umgang und diskutieren. Die neuen Dienstleistungen orientieren sich daran. Kuren und Heilen, Fasten und Bewegung, reden üben und abstruses Getöse ertragen müssen wir. Das Ergebnis ist oft der Rückzug. Ebenda unfrei und allein in die sognannte eigene Blase, in die sozialen Medien.
Welch fatal falscher Begriff! Sozial sind diese Medien, die wir mit schrägem Nacken und der Angst, den Anschluss zu verlieren, selbst füttern bis sie uns alles ausgezogen haben, nicht. Dennoch ist es eine solch gigantisch gute und weitreichende Erfindung, die so schnell entstanden, alles verändert hat und in den Abläufen nicht geregelt ist. Der Umgang miteinander hat sich dabei ebenso erheblich verändert wie der handgeschriebene Brief sich fast komplett zur abgehackten Mail gewandelt hat. Der Form folgten der Inhalt und die Art und Weise. Jetzt reichen 140 Zeichen, um die ganze Welt mit einem Zwitschern in Aufregung zu versetzen. Wir diskutieren Gender und Klima, philosophieren über das dritte Geschlecht und machen uns Sorgen, wenn die Stimmung im Land düster scheint, weil doch die Menschen einfach nur leben wollen. Uns geht es so gut wie nie zuvor und wir verlieren die Nerven. Das Interesse und die Notwendigkeit, sich mit Mut und Haltung in die Gemeinschaft einzubringen versiegen. Folge ist eine Verkümmerung des Miteinander und des politischen Personals.
Weiterhin muss im Wirtschaftskreislauf das Produkt erdacht, produziert und vertrieben werden. Die Art und Weise und die Produkte haben sich geändert und mit ihnen die Zivilgesellschaft. Tech – Giganten treffen auf zwischenzeitlich völlig absurden Turbokapitalismus, der immer mehr Wachstum einfordert und uns überfordert. Sie verschmelzen sogar miteinander. Die soziale Marktwirtschaft Müller-Armacks und Ludwig Erhards, die den von Amerikanern der freien Marktwirtschaft begleiteten Übergang aus der Diktatur in die Demokratie klug gestaltet hat, ist langsam schleichend verloren gegangen. Den finalen Todessstoß erfuhr sie um die Wiedervereinigung herum mit dem Einsetzen der totalen Globalisierung. So erfuhr mancher Jungunternehmer der neuen Länder den nicht sozial begleiteten Einstieg in die Marktwirtschaft frei und global. Alle Mythen und Märchen wie auch bejammerten Nachteile der demokratischen Veränderung im Transformationsprozess der 90ziger sind mehr bekannt als die fantastischen Leistungen gewürdigt werden. Auch da ändert sich nichts.
Verantwortung heißt Teilnahme und individueller Einsatz für die Gemeinschaft ohne rein pekuniären Ansporn. Wir müssen es bewerkstelligen, uns alle von der Straße in die demokratischen Prozesse von Ehrenamt bis Mandat zu begeben. Dort können wir dann im Diskurs gemeinsam Regeln aufstellen, wie wir leben wollen.